[
Inhalt]
[
Credits]
[
über den Film]
[
Kritiken]
[
Fotos]
[
Trailer]
[
Kinos]
[
Pressezone]
[
Impressum]
Interview mit Thomas Arslan von Gabriela Seidel vom
23.1.2010
1. Was hat Dich daran gereizt, einen Thriller zu drehen?
„Im Schatten“ ist für mich zunächst einmal in einem ganz einfachen,
direkten Sinne ein
Kriminalfilm. Das ist ein Genre, das ich besonders liebe. Darüber
hinaus bin ich ein exzessiver
Leser von Kriminalromanen. Innenansichten von kriminellen Existenzen,
Geschichten in denen
die Vorbereitung und Durchführung eines Raubes eine zentrale Rolle
spielen, gefallen mir
besonders. Wo man Personen bei der Arbeit begleitet, einer Arbeit die
gleichzeitig stark
aufgeladen ist. Diesen Vorlieben wollte ich mit „Im Schatten“ eine
Referenz erweisen.
Außerdem hat mir die Geschichte, in der die Personen ständig unterwegs
sind, ermöglicht viel
von der Stadt Berlin zu zeigen. Es hat mich interessiert die abstrakten
Genre-Muster mit
konkreten, eher dokumentarischen Ansichten des gegenwärtigen Berlin
kurzzuschließen.
2. Ist im Im Schatten für Dich ein Genrefilm?
Ja, eindeutig. Und ich habe mich bemüht, dass Genre als solches ernst
zu nehmen.
Es zu „dekonstruieren“ oder zu „transzendieren“, so was hätte mich
nicht interessiert. Ich habe
versucht so klassisch wie möglich zu sein. An die Haltung, dass nur
Jenseits des Genres das
Echte und Wahre liegt, glaube ich nicht. Wie Rohmer vor sehr vielen
Jahren schon richtig gesagt
hat, sind die Originalgeschichten bereits alle erzählt. In diesem Sinne
befinden sich Filme im und
abseits vom Genre grundsätzlich immer erstmal auf der gleichen Ebene.
Sie arbeiten, ob sie
wollen oder nicht, unter ähnlichen Voraussetzungen. Sie stellen
Variationen bekannter Muster
her. Unter diesem Gesichtspunkt ist der Aspekt, ob man einen Genrefilm
macht oder nicht, gar
nicht so grundlegend.
3. Der Protagonist des Films, Trojan, ist ein Gejagter. Er ist ein
Krimineller, doch er wird von
der Skrupellosigkeit und kriminellen Energie des Polizisten weit
übertroffen. Die Verstrickung
aller Figuren macht Trojan zu einem fast positiven Helden. Welche
Absicht steckt dahinter?
Trojan ist ein professioneller Krimineller, der wenn es sein muss, auch
von der Waffe gebrauch
macht. Er lebt nach gewissen Regeln, bewegt sich jedoch mit dem was er
tut, abseits der
bürgerlichen Moral. Trojan hat innerhalb der Geschichte, die „Im
Schatten“ erzählt, keinen
biographischen Hintergrund, keinen Vornamen, keine glamourösen oder
sonstigen Allüren. Er ist
jemand der sehr kontrolliert agiert und ausschließlich in der Tat
aufgeht. Mir gefallen Figuren,
denen die Sympathien nicht sofort zufliegen, denen man aber nach und
nach trotzdem näher
kommen kann. Und im Kontrast zum Großteil der ihn umgebenden Figuren
bekommt seine
zunächst spröde Beharrlichkeit im Verlauf der Geschichte etwas
Menschliches.
4. Die Schritte und Aktionen der Figur Trojan sind punktgenau: der
Griff in die Schublade bei
dem ehemaligen Partner, der ihm noch Geld schuldet, das Hochreißen des
Arms des Fahrers, das
klar stellt, dass er ein Junkie ist. Die Vorbereitung des Coups gleicht
einer Choreografie der sich
durch die Stadt bewegenden Autos. Schließlich wechseln die Geldkoffer
ihre Besitzer, die
Scheine die Taschen. Die Abläufe werden präzise und mit ruhiger Hand
geradezu seziert. Hat
dich die Präzision der Bewegungen am meisten interessiert?
Die Präzision gehört zum Selbstverständnis der Figur des Trojan als
Profi. Und
sie ist seine Lebensversicherung. Er bewegt sich schließlich in einem
Umfeld, wo jeder Fehler
fatale Folgen haben kann. Das ist ihm bewusst und entsprechend handelt
er.
Diese Präzision in seiner Arbeit und seiner Lebensweise wollte ich auch
in der
Inszenierung darstellen. Insofern war die Arbeit an genauen
Bewegungsabläufen besonders
wichtig. Daran haben wir mitunter sehr lange gefeilt. [weiter]