TUESDAY, AFTER CHRISTMAS
MARŢI, DUPĂ CRĂCIUN


Rumänien  2010,   99 Min.,  CS

ein Film von Radu Muntean 

rumänische Originalfassung
mit deutschen Untertiteln
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Raluca und Paul küssen sich, lachen zusammen und necken sich gegenseitig. Sie sind wie frisch verliebt. Aber Paul ist seit zehn Jahren mit Adriana verheiratet und Vater einer Tochter. Raluca ist seine Geliebte.
Paul, der in seinem Alltag mit scheinbarer Leichtigkeit zwischen Familie und Affäre wechselt, ist glücklich. Doch als sich Raluca und Adriana zufällig begegnen, wird ihm klar, dass er sich für eine der zwei Frauen entscheiden muss. Noch vor Weihnachten.
«Tuesday After Christmas» - Ein Film über Liebe, Verantwortung und schwierige Entscheidungen.



Darsteller:

PAUL HANGANU  Mimi Branescu
ADRIANA HANGANU   Mirela Oprisor
RALUCA   Maria Popistasu
MARA HANGANU   Sasa Paul-Szel
CRISTI   Dragos Bucur
NUCU   Victor Rebengiuc
RALUCAS MUTTER   Dana Dembinski

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Stab:

REGIE     Radu Muntean
BUCH    Alexandru Baciu, Radu Muntean, Răzvan Rădulescu
KAMERA    Tudor Lucaciu
SCHNITT    Alma Cazacu
PRODUKTION     Multimedia Est
PREMIERE    13.5.2010 (Cannes Film Festival, Un Certain Regard)

freigegeben ab 6 Jahren (fsk Prüfkarte (pdf))




Interview mit Radu Muntean

Wie hat sich Ihre Situation seit FURIA (2002) verändert? Ist es heute für Sie einfacher, Filme zu drehen?
Vor zehn Jahren befand sich der rumänische Film im Tiefschlaf und die Vorstellung eines fertigen ersten Spielfilms kam einer Illusion gleich. Erst als ich auf dem Set von FURIA das erste Mal «Action!» rief, war ich mir sicher, dass der Film auch tatsächlich gedreht werden würde. Ich hatte ihn schon zweimal vorbereitet und beide Male war ich gezwungen, einen Monat vor Drehbeginn alles zu stoppen.
Die Dinge haben sich inzwischen definitiv geändert. Damals war die Vorstellung eines enttäuschten rumänischen Filmemachers ob der Nicht-Selektion in Cannes unvorstellbar. Und trotzdem, obwohl das rumänische Kino seit einiger Zeit den Ruf eines Filmwunders trägt, haben wir es in Rumänien nicht geschafft, daraus Profit zu schlagen. Es gibt im rumänischen Filmbusiness noch immer eine hohe Korruption und eine gewisse Gleichgültigkeit dem Erfolg gegenüber. Es existiert keine mittelfristige oder langfristige Reflektion, und wenn ich es mir genau überlege, nicht einmal eine kurzfristige. Wenn es für mich heute einfacher ist, Filme zu machen, dann weil ich mit einem festen Team arbeite. Meine letzten drei Filme sind in diesem Team entstanden und wir sind sehr gut aufeinander eingestellt. Dazu kommt, dass ich Investoren gegenüber eine gewisse Glaubwürdigkeit geniesse. Doch auch ich habe mich verändert. Die vergangenen zehn Jahre waren sicher die wichtigsten meines Lebens. Ich habe viel mehr Erfahrung und mehr Kontrolle über die Entstehung meiner Filme. Auch wenn ich mich bemühe, mit der gleichen Frische zu arbeiten wie bei meinem ersten Film. Aber für neue Regisseure ist es nach wie vor sehr schwer.

TUESDAY AFTER CHRISTMAS ist ihr vierter Film und eine Weiterentwicklung von BOOGIE. Es ist eine Geschichte über Liebe und Untreue, erfrischend erzählt und nicht ohne Ironie. Er lässt einen nicht gleichgültig zurück. Was ist bei einem Film wie diesem am Wichtigsten: Der Ton? Die Geschichte? Die Authentizität? Oder die Vermeidung von Klischees?
Ein Film ist von Beginn weg ein Dialog zwischen dem Autor und dem potenziellen Zuschauer. Das Schwierigste ist, meine eigenen Anliegen auch für jene zugänglich zu machen, die sich den Film anschauen werden. Eigentlich muss man einen Film schon von Beginn weg richtig «verkaufen». Man kann einen Film fürs grosse Publikum drehen, genau die entsprechenden Rezepte befolgen, die aktuellen Tendenzen der Festivalprogrammierer berücksichtigen und den Film in dieser Weise gestalten. Oder man entscheidet sich für eine persönliche Vision, ohne Kompromisse. Ich habe überhaupt nichts gegen den Erfolg, aber für mich hab ich immer den zweiten Weg gewählt.

Dies ist das dritte Drehbuch, das Sie zusammen mit Răzvan Rădulescu und Alexandru Baciu geschrieben haben. Wie bringen Sie die verschiedenen kreativen Visionen unter einen Hut?
Das ist natürlich nicht leicht. Das letzte Drehbuch überstand einige ziemlich happige Auseinandersetzungen. Es gab Momente, wo jeder die Geschichte in eine andere Richtung ziehen wollte. Am Anfang entscheiden wir uns zu dritt für eine Geschichte über Intimität und dazu, diese Geschichte konsequent zu erzählen. Es ist ein fragiles Thema. Jeder von uns hat damit andere Erfahrungen gemacht und entsprechend kam es immer wieder zu Situationen, in denen unterschiedliche Standpunkte in Bezug auf die Dramaturgie der Story aufeinander trafen. Diese unterschiedlichen Meinungen haben während des Schreibprozesses auch zu Momenten der Stillstands geführt. Aber auch diese waren wichtig, um die Geschichte weiterzubringen. Am Ende waren wir alle drei zufrieden mit dem Resultat und ich kanns kaum erwarten, den Prozess wieder von vorne zu beginnen. Aber sie haben Recht, es ist schwierig, drei Visionen zu managen. Doch wir sind alle intelligent genug, eine gute Idee zu erkennen und zu respektieren, auch wenn sie von jemand anderem kommt. Dazu kommt, dass wir gute Freunde sind und das macht alles noch ein Stück einfacher.

Bei ihrem Film BOOGIE, der am Meer gedreht wurde, sprachen einige von «Arbeits-Ferien» im Kreis einer grossen Familie. Galt diese Atmosphäre auch für TUESDAY AFTER CHRISTMAS?
Wir haben nur 22 Tage gedreht, ähnlich lang wie bei BOOGIE. Aber die Situation war eine ganz andere. Für mich, genauso wie für die Schauspieler, war die Arbeit an TUESDAY AFTER CHRISTMAS viel schwieriger als bei meinem letzten Film. Mehr als je zuvor fand ich, dass keine Szene weniger wichtig war als eine andere.
Normalerweise gibt es immer einige Einstellungen, die einfacher sind und der Verbindung zweier Szenen dienen. Das war diesmal nicht so. Mir war ganz wichtig, die Personen in ständigem Gleichgewicht zu halten, im Bewusstsein, dass ein kurzer Moment der Unachtsamkeit genügen würde, um die Geschichte in eine falsche Richtung zu richten. Ich habe während der ganzen Dreharbeiten sowohl von mir als auch vom Team höchste Konzentration gefordert, in einer Art, wie ich das noch nie gemacht hatte. Gleichzeitig wollte ich mir aber die Anspannung nicht anmerken lassen, denn eine angespannte Stimmung auf einem Set ist nicht produktiv, schon gar nicht für die Schauspieler. Als «Ferien» kann man die Dreharbeiten diesmal also definitiv nicht bezeichnen. Als Beweis dafür dient vielleicht die Tatsache, dass Mimi Brănescu (der den Paul spielt) und ich nach den Dreharbeiten über einen Monat lang nicht miteinander gesprochen haben. Ich glaube wir hatten beide das Bedürfnis nach etwas Abstand.

Man spürt in TUESDAY AFTER CHRISTMAS eine grosse Diskretion des Regisseurs. Und in den Szenen mit den Schauspielern nimmt man die Kamera gar nicht wahr. Wie haben Sie das geschafft?
Für mich ist es wichtig, dass die Kamera nicht zu einem Protagonisten im Film wird, weil ich den Film für sich sprechen lassen will. Ich habe die Phase hinter mir gelassen, als jede Szene eine Demonstration des Könnens sein musste. Ich bin der Überzeugung, dass Kino keine Demonstration sein sollte, sondern ein Erlebnis. Im besten Fall werden Regie und Kamera eins mit der Geschichte und der Zuschauer kann den Film später ganz persönlich für sich erleben. TUESDAY AFTER CHRISTMAS ist ein Film mit ganz wenig Schnitten. Ich wollte keine Unruhe innerhalb der Einstellungen. Und die Schauspieler sollten die Gelegenheit haben, ganze Szenen durchzuspielen. Szenen, die bis zu 10 Minuten dauerten. Weil die Kamera von einem fixen Punkt aus  filmte, waren wir gelegentlich zu Kompromissen gezwungen, was den Ablauf der Szenen anging. Aber das Wichtigste war für mich, dass diese Einschränkungen im iFilm nicht sichtbar würden. Das schönste Kompliment, das mir bisher gemacht wurde war dies: «Dein Film hat mir gefallen, aber ich verstehe nicht, was du die ganze Zeit währen der Dreharbeiten gemacht hast.»

Haben Sie sich schon sich schon während des Schreibens Gedanken über die Schauspieler gemacht?
An Mimi Branescu und Maria Popistasu dachte ich schon während des Schreibens. Die Rolle der Adriana besetzte ich nach dem Casting. Schon während dieses Castings arbeitete ich wie später im Film. Wir verlangten von den zehn zur Auswahl stehenden Schauspielerinnen sehr viel. Sie mussten die mehrere Seiten langen Texte der schwierigsten Szenen im Film auswendig lernen. Am Ende habe ich mich für Mirela entschieden, die am ehesten das zum Ausdruck brachte, was ich für ihren Charakter vorgesehen hatte.
Welches ist das schönste Erlebnis seit der Fertigstellung des FIlms?
Es gab ein paar wunderbare Reaktionen. Aber wenn ich ehrlich bin, war es die Selektion für Cannes.

Filmografie Radu Muntean:

  • Furia (2002)
  • The Paper Will Be Blue (2006)
  • Boogie (2008)
  • Tuesday, After Christmas (2010)


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hier im Kino:

ab 6.10.2011
fsk-Kino am Oranienplatz Berlin
Kino Krokodil, Berlin



 
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Trailer:




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