Ruhr
"Ruhr" ist James Bennings erster Film, der außerhalb
Nordamerikas entstand, nämlich im Ruhrgebiet, und er hatte deshalb
seine Deutschlandpremiere als Eröffnungsfilm bei der Duisburger
Dokumentarfilmwoche 2009. Viele Gäste dort waren allerdings nicht auf
den speziellen Blick des Künstler auf ihre Heimat vorbereitet, und
verließen irritiert die Kinos. „Es gibt sieben Einstellungen, die
ersten sechs teilen sich eine Stunde, die letzte dauert allein 60
Minuten, und die Kamera steht, wie immer, still. Wir sehen einen
Verkehrstunnel (nein, nicht diesen!), die vollautomatisierte Halle
eines Stahlwerks, ein Waldstück in der Nähe des Düsseldorfer
Flughafens, Männer beim Freitagsgebet in der Merkez Moschee in
Duisburg-Marxloh, Richard Serras Stahlskulptur „Bramme für das
Ruhrgebiet“ in Essen, an der ein Arbeiter mit einem Hochdruckreiniger
die Graffiti entfernt, eine Straße in einer Essener Arbeitersiedlung,
und im zweiten Teil den Kühlturm einer Kokerei, aus dem in
unregelmäßigen Abständen und aus allen Ritzen Wasserdampf quillt, bis
das ganze Bild von einer gelben Wolke angefüllt ist, im Dämmerungslicht
bis zum Sonnenuntergang. Im Grunde sind es sieben voneinander
unabhängige Geschichten, die einem erzählt werden, wenn man sich auf
das genaue Hinhören- und sehen einlässt. Die Klammer ist der
Strukturwandel einer Region und damit eines Paradigmenwechsels der
Kulturgeschichte der Arbeit. So radikal monothematisch allerdings wie
im zweiten Teil von „Ruhr” hat man James Benning noch nicht erlebt. Da
verharrt die Kamera eine ganze Stunde auf den Dampfemissionen der
Kokerei Schwelgern in Duisburg, die in regelmäßigen Abständen an- und
abschwellen. Gegen den allmählich immer dämmriger werdenden Himmel
gefilmt, wirkt das aus Bennings Blickwinkel jedes Mal wie ein
gigantisches Naturspektakel.“ Arnold Hohmann, Der Westen
Bei uns
waren vom Regisseur zuletzt zu sehen: RR, One Way Boogie Woogie-27
Years later, 13 Lakes