Nabbie no koi - Nabbie's Love

[Inhalt] [über Okinawa] [Biofilmographie] [Credits] [Interview] [link zur offiziellen japanischen Webseite]

Inhalt

Hier ist eine viel Spaßmachende, romantische Komödie mit Musical- Einlagen aus der Tradition Okinawas. Die Hauptdarstellerin, die vielen bekannt sein dürfte aus "Sakikos Schatz", spielt wieder herausragend. Und die teilweise von Michael Nyman komponierte Musik verleiht dem Film ein weiteres Highlight. (M.Radke)

Dies ist die Geschichte einer kleinen Insel im Süden Japans. Eines Tages beobachtet Nanako, die gerade dorthin zurückgekehrt ist, Nabbie und SunRa in einer leidenschaftlichen Umarmung vor einem Grabstein. Sie beschließt, niemandem davon zu erzählen. Es ist der Beginn einer großen Liebesgeschichte, die alle Inselbewohner verstört. Schnell verbreiten sich Gerüchte über die beiden. Nabbie stammt aus einer geachteten, traditionsbewußten Familie. Deshalb besteht die Prophetin und Herrscherin der Insel, Yuta, darauf, SunRa von der Insel zu vertreiben. Keitatsu erzählt Nanako von der tragischen Liebesgeschichte, die sich vor sechzig Jahren abgespielt hat. Nabbie wurde danach wegen des sozialen Status ihrer Familie gezwungen, sich von SunRa zu trennen. SunRa mußte nach Übersee auswandern. Aber Nabbie konnte ihn nicht vergessen und schrieb ihm jedes Jahr nach dem ‘Bull Festival’. Eines Morgens gehen Keitatsu und Fukunosuke wie gewöhnlich zur Farm. Nanako bringt ihnen ihre Lunchpakete. Als sie nach Hause zurückkehrt, ist Nabbie verschwunden. Nanako beginnt sofort, nach ihr zu suchen. Vom Strand aus sieht sie Nabbie und SunRa in einem kleinen Boot auf das offene Meer hinausfahren. Nanako erkennt Nabbies starken Willen und wird sich zum ersten Mal bewußt, daß auch sie selbst die Kraft und den Mut besitzt, ihren eigenen Weg zu gehen.

 

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Eine Insel unter Inseln
Okinawa liegt zwischen China und Japan. Früher war es ein kleines Königreich und hieß Ryukyu. Die Einwohner glaubten an ein Zusammenleben mit den Göttern und ihren Vorfahren und bewahrten ihre reiche Kultur. Seit dem siebzehnten Jahrhundert stand Okinawa under der Doppelherrschaft von China und Japan. In dieser Zeit durften die Einwohner keine Waffen tragen. Vor einhundertdreißig Jahren übernahm Japan die Alleinherrschaft. Nach den tragischen Erfahrungen während des Zweiten Weltkriegs, als Okinawa der einzige Schauplatz der Kämpfe zwischen Alliierten und Japanern in Japan war, wurde Okinawa bis 1972 von den USA regiert. Mittlerweile ist Okinawa wieder japanisch, aber die Einwohner nennen sich 'Uchi-nan-chu' (Einwohner von Okinawa), im Gegensatz zu den 'Yamaton-chu' (japaner vom Festland). Außerdem halten sie ihre geistige Unabhängigkeit aufrecht.

 

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Biofilmographie
Yuji Nakae wurde 1960 in Kyoto geboren. Kurz nachdem er begonnen hatte, an der Universität Ryukyu zu studieren, zog er nach Okinawa. Bereits als Student drehte er erste Filme auf Super8. 1988 gründete er die Filmproduktionsfirma Panari Pictures.

Filme 1981: Oneself 1982: Pin-up. 1984: Rhapsody. 1985: Summer of Conceit. 1986: At Panari. 1988: HEM. 1989: Hisane. 1990: A Portrait of a Family. 1991: Ryukyu Manyuki. 1992: Pineapple Tours (Forum 1992).1994: Pie Patty Roma. 1999: NABBIE NO KOI. 2002: Hoteru haibisukasu (Hotel Hibiskus - Kinderfilm)

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Credits

Regie: Yuji Nakae

Land: Japan 1999
Produktion: Office Shirous & Yes Vision
Buch: Yuji Nakae, Motoko Nakae
Regie: Yuji Nakae
Kamera: Kenji Takama
Ausstattung: Tsutomu Makiya
Kostüme: Kumiko Ogawa.
Musik: Kenichirou Isoda, Cameron Allan, Tadashi Fijita ('Rafuti'), Michael Nyman ('Rafuti'), Seijin Noborikawa
Ton: Makio Ika.
Schnitt: Ryuji Miyajima
Produzent: Isao Takenaka, Shirou Sasaki.
Co-Produzent: Miyuki Sato
Produktionsleiter: Hiroshi Ishiya.
Produktionsleitungs-Assistenz: Shohei Sawa, Mariko Arai.
Darsteller: Naomi Nishida (Nanako), Tomi Taira (Nabbie), Seijin Noborikawa (Keitatsu), Susumu Taira (SunRa), Jun Murakami (Fukunasuke), Ashley Maclsaac (O'Cannor).
Format: 35mm, 1 :1.85, Farbe
Länge: 92 Minuten, 24 Bilder/Sek.
Sprache: Japanisch mit dt. Untertiteln
Uraufführung: 4. Dezember 1999, Tokio

Pressematerial: www.kinopresseservice.de

 

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Interview mit dem Regisseur Yuji Nakae

Frage: Sie sind in Kyoto geboren. Vor über zwanzig Jahren kamen sie als Student nach Okinawa. NABBIE'S LOVE ist ihr dritter Film über Okinawa. Was war der Anlaß für diesen Film?
Nakae: Es war die Begegnung mit einer alten Frau während der Dreharbeiten zu meinem ersten Film Pineapple Jours auf der Insel Izena. Sie war wirklich sehr nett und gutherzig, und sie hatte die Insel niemals verlassen. Deswegen nahm ich an, daß sie ein einfaches, aber glückliches Leben geführt hat. Das Gegenteil war der Fall. Zufällig erfuhr ich, daß sie ein Leben voller unterschiedlichster Ereignisse und auch romantischer Affären gehabt hat. Das hat mir einen Schock versetzt. Wir Städter neigen einfach zu der Annahme, auf dem Land sei das Leben weniger ereignisreich und aufregend. Seitdem hat es mich gereizt, einen Film über eine solche Person zu realisieren.

Frage: So weit ich weiß, wurde die Erfüllung der Liebe der alten Frau zu SunRa vor sechzig Jahren durch den Widerstand ihrer Umgebung verhindert; dieses Thema behandelt auch der Film.
Nakae: Na ja, dieser Film beruht nicht auf einer wahren Geschichte. Dennoch ist Okinawa eine Region, in der die Gemeinschaft einen sehr starken Einfluß auf den Einzelnen ausübt. Bei Heiratsplänen haben die Verwandten manchmal ein stärkeres Mitspracherecht als die Eltern. Sogar heute noch ist das so. Das ist der Hintergrund meines Films.

Frage: Können Sie etwas über die Schauspieler in diesem Film sagen?
Nakae: Es gibt vier Hauptrollen. Die Enkeltochter von Nabbie, Nanako, wird von Naomi Nishida gespielt (sie spielte die Hauptrolle in dem Film Mein geheimer Schatz, Forum 1997, der in Berlin Furore gemacht hat; Anm. d.Red.). Fukunosuke, der junge Mann aus Tokyo, wurde mit Jun Murakami besetzt. Nabbie, die Protagonistin, wird von Frau Tomi Hirayoshi gespielt. Man nennt sie schon 'das Gesicht Okinawas', weil sie in vielen Okinawafilmen wichtige Rollen gespielt hat (angefangen von Paradise View von T. Takamine, Pineapple Tours von Nakae usw.). Keitatsu, Nabbies Ehemann, ist der vierte wichtige Part, gespielt vom Shamisen Großmeister Seijin Noborikawa. Schon seit langem wollte ich mit ihm zusammenarbeiten. Man kann fast sagen, daß er der bekannteste Musiker Okinawas ist. Seitdem ich ihn kennengelernt habe, stand er für mich als Ehemann Nabbies fest. Seine Aura hat mich sehr beeindruckt, aber die Verhandlungen mit ihm waren äußerst schwierig, er wollte zuerst gar nicht. Aber nachdem er endlich seine Zustimmung gegeben hatte, nahm er die Aufgabe so ernst, daß er während der Arbeit aufhörte, seinen Lieblingssake zu trinken, den er seit seinem neunten Lebensjahr täglich zu sich nimmt.

Frage: Wie kamen die zwei Schauspieler aus Tokyo mit den Schauspielern aus Okinawa zurecht?
Nakae: Frau Hirayoshi vermittelte sehr gut zwischen den beiden aus Tokyo und den Schauspielern aus Okinawa, so daß ich sie fast als zweite Regisseurin bezeichnen möchte. Außerdem stand sie Herrn Noborikawa bei, der ja Musiker und kein professioneller Schauspieler ist; er stand zum ersten Mal vor der Kamera.
frage: Sie haben schon zwei Filme in Okinawa gemacht, warum haben Sie jetzt zum ersten Mal die kleine Insel Kurigo als Drehort gewählt?
Nakae: Ein Kinofilm muß schön sein, dafür sind rote Ziegelsteine, blauer Himmel und weiße Farbe passend. Inseln mit asphaltierten Straßen sind schwarz und häßlich. Aber die Insel Kurigo hat noch alte weiße Straßen. Auf der Insel halten sich traditionelle und moderne Elemente angemessen die Waage.

Frage: Wie war die Zusammenarbeit mit dem berühmten Kameramann Kenji Takama, der auch ‘Radio no Jikan' gemacht hat?
Nakae: Ich habe ihm meine Wünsche sehr detailliert mitgeteilt und ihm zu jeder Szene eine Skizze gemacht, damit er mich richtig versteht. Der Rest ist seine Sache. Ich gehöre zu den Regisseuren, die gar nicht durch die Kamera schauen. Meine Skizzen sollten eigentlich als Ausgangspunkt einer Szene sowohl für den Kameramann als auch für die Schauspieler dienen. Wenn ein Schauspieler einen besseren Einfall hatte, dann habe ich mich dem gebeugt.

Frage: Gab es schwierige Szenen?
Nakae: Die Zeit ist eines der Themen meines Filmes. Ich wollte zweierlei Zeiten richtig darstellen: zum einen die Dauer von sechzig Jahren, Nabbies Leben, und andererseits die Veränderung der Zeit an einem Tag. Manchmal haben wir mit Zeitraffer gefilmt;dabei war es sehr schwierig, die richtige Lichtstärke zu treffen.

Frage: Ich möchte noch eine Frage zum Inhalt stellen. War es nicht schwierig, die Darsteller in diesem hohen Alter noch Liebesszenen spielen zu lassen? Meiner Meinung nach enthält Ihr Film die Liebesszene mit dem ältesten Paar in der Geschichte des japanischen Kinos.
Nakae: Das war ein Stück reales Leben. Zuerst dachte ich, daß sie nur platonisch ihre alte Liebe spüren, aber während der Dreharbeiten wuchs der Wunsch in mir, diese Liebe realistisch darzustellen.

Frage: In der Geschichte duldet Nabbies Ehemann diese Liebesbeziehung. Inwieweit verkörpert dieser Ehemann ihr Bild von den Menschen in Okinawa?
Nakae: Am besten gefällt mir an Okinawa, daß man das Leben ei n wenig auf die leichte Schulter nimmt. Die Leute sind irgendwie optimistisch, vielleicht gerade weil sie auf eine so traurige Geschichte zurückblicken. Sie besitzen eine größere Toleranz. Das verkörpert mein Protagonist Keitatsu.

Frage: In dem Film läuft fast die ganze Zeit Musik, Okinawa-Folklore, die Fiedel des kanadischen Musikers Ashley Maclsaac und japanische Schlager.
Nakae: So ein Liebesfilm hat eine gewisse Schwere. Die Musik soll etwas Heiteres, Leichtes hineinbringen. Meiner Meinung nach hat Okinawa etwas Vulgäres; auch das soll mit dieser Musik zum Ausdruck gebracht werden.

Frage: Michael Nyman, ein weltberühmter Musiker, der schon für Greenaway gearbeitet hat, hat in dem Film mitgewirkt. Wie kam er zu Ihnen?
Nakae: Er liebt die Musik Okinawas. Deshalb habe ich ihn gefragt, und er kam daraufhin extra nach Okinawa, um mit uns zu arbeiten.

Frage: Wie empfinden Sie das Phänomen, daß im japanischen Kino mehr und mehr Filme Okinawa thematisieren? Nakae: Es gibt einige Filme, die Okinawa falsch interpretieren. Es kommt darauf an, wie man falsch interpretiert. Eine falsche, aber interessante Interpretation finde ich in Ordnung. Anders gesagt, nicht immer ist richtiges Verständnis auch interessant. Japanische Filme werden auf Okinawa sowieso nicht als eigene Filme empfunden. Deshalb versuche ich, wenn ich einen Film über Okinawa drehe, ihn so zu gestalten, daß die Menschen dort ihn als eigenen empfinden und genießen können.
(Interview: Makoto Kanazawa)

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