Die Idee, die Welt der Erwachsenen aus der Perspektive eines Kindes zu
betrachten, kann mitunter zu durchaus seltsamen Ergebnissen führen. Wenn
sich die eigenen Eltern wie pubertierende Teenager oder eitle Egoisten auf
einem Selbstfindungstrip aufspielen, ist das eine nicht immer schöne
Erkenntnis. Für die kleine Aria wird ihr Zuhause dadurch zu einem Ort, an
dem sie sich immer öfter alleine und verlassen fühlt. Während ihr Vater
(Gabriel Garko), ein selbstverliebter Möchtegern-Filmstar, mit allen
Mitteln versucht, die eigene Karriere voranzubringen, flüchtet sich ihre
Mutter (Charlotte Gainsbourg) in zahllose Affären und Drogenexzesse. Als
sich die Eltern dann doch einmal für die Familie interessieren, dann
konzentriert sich fast ihre gesamte Liebe und Aufmerksamkeit auf Arias
ältere Schwester. Auch nach der von lauten Streitereien begleiteten
Trennung beherrscht ein merkwürdiges Chaos das Leben der Neunjährigen.
Weder beim Vater und ihrer älteren Stiefschwester noch bei der Mutter, die
plötzlich die Esoterik für sich entdeckt, hat Aria das Gefühl, verstanden
und ernst genommen zu werden.
Verpackt hat Asia Argento ihre bisweilen komische und gleich im nächsten
Augenblick sehr schmerzhafte Erzählung in knallbunte Farben und einen
nostalgischen 80er-Jahre-Soundtrack aus Synthiepop und Punkrock. Ihr Film
über ein neunjähriges Mädchen im Auge eines familiären Orkans besitzt
dadurch eine bemerkenswerte Leichtigkeit. Verspielt und frech präsentiert
sich Missverstanden, womit er den Blickwinkel der kleinen Aria bis zum
durchaus zweideutigen Ende konsequent beibehält. Es ist schon erstaunlich,
wie sehr sie den Film und darin praktisch jede Szene bestimmt.
(programmkino.de)
Missverstanden ist ein Film wie eine wilde Party, der wir zusehen, ohne
eingeladen zu sein. Auf eine merkwürdige Art ist man nachher doch froh,
dabei gewesen zu sein. (critic.de)