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Das kolloniale Missverständnis
Das koloniale Missverständnis 
-
ein Film von
Jean-Marie Teno

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INHALTDas kolloniale Missverständnis

In seinem jüngsten Film entwirft Jean-Marie Teno ein komplexes Bild deutscher Missionstätigkeit in Afrika. Auf den Spuren der Missionare reist er von Wuppertal über  Südafrika, Namibia, Kamerun und Togo zurück nach Wuppertal. Dort erkundet er die Geschichte der “Rheinischen Missionsgesellschaft”, die 1828 mit der hehren Absicht gegründet wurde, die christliche Botschaft zu verbreiten. 50 Jahre später gehörte sie zu den Expansionsbegeisterten, die sich aktiv für die Kolonisation in Afrika einsetzten. In ihren Augen waren der Missionsgedanke und die Kolonialpolitik eng miteinander verbunden: “Die Flinte und die Bibel müssen hier miteinander wirken.” Tenos Film “rekonstruiert Geschichte in ihrer Dialektik zwischen christlichem ‚Ethos', kaufmännisch-kolonialen Interessen und den traumatischen Erlebnissen der Missionierten, thematisiert aber auch die aktuelle Position der afrikanischen Kirche und ihr politisches Engagement.
Wie konnte es zu jenem “kolonialen Missverständnis” kommen und wie virulent ist es bis heute? Die Ergebnisse afrikanischer und europäischer Wissenschaftler, Missionsmitarbeiter und Historiker werden ergänzt durch persönliche Erlebnisse dieser Geschichte bis in unsere postkoloniale Gegenwart.
“Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land”, so der erste Präsident Kenias, Jomo Kenyatta.

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CreditsDas kolloniale Missverständnis

Das koloniale Missverständnis

Le malentendu colonial

Kamerun, Frankreich, Deutschland 2004

78 min, 35 mm, Farbe, Dolby SR, 1:1,85

deutsch- französisch- englische Originalfassung mit dt. Untertiteln


Regie, Drehbuch: Jean-Marie Teno

Kamera: Dieter Stürmer, Jean-Marie Teno

Schnitt: :Christiane Badgley

Mischung:Christophe Héral

Ton:Jean-Marie Teno, Paulin Tabu


mit:

Nolene Sodom Zephania Kameeta, Wolfgang Apelt, Kathrin Roller, Peter Pauli, Werner A. Wienecke, Clara Himmelheber, Heidie Koch, Isaac Kamta, Prince Kum'a Ndumbe III, Paulin Oloukpona-Yinnon, Fabien, Kangué, Ewané, Katharina Böttner, Joachim Zeller, Kouassi Améowoyona Akakpo, Wolfgang Dörscheln, Frigga Tiletschke

Produzenten: Bärbel Mauch, Jean-Marie Teno

Produktion: LES FILMS DU RAPHIA (F). Bärbel Mauch Film (D)

Mit der Beteiligung von: ZDF/ARTE, Office de Radio Télévision du Niger, Europäische Union (Europäischer Entwicklungsfond), Evangelischer Entwicklungsdienst (EED/ABP und EZEF), Filme für eine Welt/HEKS, VEM (Vereinte Evangelische Mission), Centre National de la Cinématographie (CNC), PROCIREP/ANGOA, Agence de la Francophonie, Ministère de la Culture (Kamerun)


Weltvertrieb

LES FILMS DU RAPHIA

Verleih Deutschland:

Bärbel Mauch Film

bamauch@yahoo.de

Kollwitzstrasse 45

D – 10405 Berlin

Tel/fax: +49 30 308 19222

www.ezef.de

www.raphia.fr


Pressematerial - www.kinopresseservice.de

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Biografie Jean-Marie Teno

Jean-Marie Teno gehört zu den wichtigsten Vertretern der jungen Generation afrikanischer Filmemacher. Er wurde am 14. Mai 1954 in Famleng (Kamerun) geboren und lebt seit 1977 in Frank­reich, wo er audiovisuelle Kommunikation studierte und seit 1985 sowohl als Filmkritiker für “Buana Magazine” wie auch als Cutter und Regisseur arbeitet. Obwohl sein Lebensmittelpunkt in Frankreich liegt, betrachtet er Kamerun immer noch als seine Heimat und siedelt die meisten seiner kritischen Dokumentar-, Kurz- und Spielfilme dort an. Seine Absicht ist es, den Blick der Afrikaner wie auch der Europäer für Kolonialismus und Neokolonialismus, für Migration, Diktatur und Machtmissbrauch in Afrika zu schärfen. 

“Auch die Europäer sollten mehr über Afrika wissen,” sagt er und hat mit seinen bislang 
14 Filmen viel  dazu beigetragen, den blinden Fleck auf der Landkarte der europäischen 
Wahrnehmung etwas aufzuhellen.


Filmographie

1984 Hommage (Dokumentarfilm)

1988 Bikutsi Water Blues (Dokumentarfilm)

1990 Le dernier voyage (Dokumentarfilm)

1991 Mister Foot (Dokumentarfilm)

1992 Afrique je te plumerai (Dokumentarfilm)

1994 La tete dans les nuages (Dokumentarfilm )

1996 Clando (Spielfilm)

1999 Chef! (Dokumentarfilm)

2000 Ferien in der Heimat - Vacances aux pays (Dokumentarfilm)

2002 Le mariage d'Alex (Dokumentarfilm)

2004 Das koloniale Missverständnis (Dokumentarfilm)


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Der Regisseur über den FilmDas kolloniale Missverständnis

“Schrieben die Verlierer die Geschichte ihrer Niederlage, würden die Sieger diese lesen ohne sich auch nur einen Moment vorzustellen, dass diese Geschichte ihnen von ihrem Sieg erzählt.” Luis Sala- Molins

Ich habe mich oft nach dem Zusammenhang gefragt, der zwischen der endlosen Misere in Afrika und der christlichen Nächstenliebe (charité) besteht, welche die Europäer seit fast zwei Jahrhunderten Afrika gegenüber aufrechterhalten. 
Der Begriff “Kolonisation”, der eine unermessliche Gewalt beinhaltet, wird weiter unbefangen benutzt, um das heutige Weltgeschehen zu kommentieren, während selbst das Erwähnen der europäischen Kolonisation in Afrika ein Tabuthema bleibt. So vermeidet es Europa, einem Teil seiner Geschichte in die Augen zu sehen. Die Geschichte Afrikas scheint außerhalb des Blickfeldes der offiziellen Menschheitsgeschichte zu liegen, so als ob im kollektiven Gedächtnis nichts von der kolonialen Tragödie Afrikas sondern nur die europäische Propaganda bleiben sollte, die die Kolonisation als zivilisatorische Mission darstellt.
Genau von dieser “zivilisatorischen Mission” ist in diesem Film die Rede. “Das koloniale Missverständnis” nähert sich dem Thema über die Arbeit einer Missionsgesellschaft, jener der Rheinischen Mission; sie ging der deutschen Kolonisation in Afrika voraus , begleitete und überlebte diese.
Nachdem Deutschland 1945 zum zweiten Mal den Krieg verloren hatte, war es verpflichtet seine Geschichte zu betrachten und die eigene Vergangenheit zu hinterfragen. Diese Arbeit provozierte nicht nur viele Diskussionen, sondern es entstand auch eine immense Literatur und Forschungsarbeiten wurden geschrieben. Auf diese habe ich mich gestützt, um Licht in die Widersprüche und die Heuchelei der kolonialen Diskurse zu werfen.
Jahrhunderte sind vergangen  und Afrika ist immer noch “Missionsgebiet”. Die “humanitären Helfer” von heute haben die Missionare von einst ersetzt. Die Kolonisation hat sich das Kostüm der Globalisierung angezogen und in Afrika ist nichts Neues am Horizont in Sicht: immer noch ein bisschen mehr Hilfe (charité) und immer weniger Gerechtigkeit.
(Jean-Marie Teno)




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