Darkness Bride

[Inhalt] [Biofilmographie] [Credits] [über den Film]

Inhalt
Ein gottverlassenes Dorf auf der anderen Seite der alten Chinesischen
Mauer, wo alte Legenden und Traditionen bis heute lebendig sind. Die
Dorfbewohner hängen dem seltsamen Glauben an, dass ihre unverheirateten
Toten sich einsam fühlen; deshalb suchen die Verwandten in
magischen Heiratsritualen Gefährten für diese Bewohner der Unterwelt.
Dank dieser Praxis haben sich Frauenleichen zur Mangelware entwickelt,
und ausgeräumte Gräber sind an der Tagesordnung.
Der autistische Dorfjunge Sissy, seine kindliche Verlobte Qing Hua und
ihr engster Freund, der Waisenjunge Chun Sheng, haben eine heimliche
Liebesbeziehung zu dritt miteinander. Sissy und Qing Hua werden
am Tag ihrer Hochzeit Mann und Frau, während Chun Sheng sich in
ihrem Schlafzimmer versteckt, um mit ihnen anzustoßen und das Bett
mit ihnen zu teilen. Aber der Bund, den die drei miteinander geschlossen
haben, ist zu romantisch, um der rauen Wirklichkeit standzuhalten.
Unheil kündigt sich an, als Qing Hua in ihren Träumen ein rotgekleidetes
Mädchen sieht, das von einer Menschenmenge umringt ist. Zur selben
Zeit wird Chun Sheng dazu angestiftet, das ‘Grab der Jungfrau’ zu plündern,
jenen Ort, an dem nach der Legende eine Jungfrau von Räubern
gezwungen wurde, in den Tod zu springen, um ihre Unschuld zu retten.
Die Lage spitzt sich zu, als Sissy plötzlich verschwindet und die
verbotene Affäre zwischen Qing Hua und Chun Sheng im Begriff ist,
bekannt zu werden. Qing Hua und Chun Sheng bleibt keine andere
Wahl, als das ‘Grab der Jungfrau’ gegen Bezahlung leer zu räumen und
aus dem Dorf zu fliehen. In der Stadt treffen Qing-Hua und Chun-
Sheng durch Zufall auf Sissy, und die drei sind wieder vereint.
Dann aber kehrt der Geist der Jungfrau in die Welt zurück, um sich zu
rächen. Sissy freundet sich mit Yan Yan an, einer Animierdame, die
große Ähnlichkeit mit der legendären Jungfrau hat. Qing Hua hat sie
im Verdacht, geheime Absichten zu verfolgen. Voller Besorgnis sieht
sie ihren Untergang nahen, denn Sissy und Chun Sheng fühlen sich
mit jedem Tag mehr zu Yan Yan hingezogen. Qing Huas Angst und ihre
Eifersucht lassen sie zu extremen Mitteln greifen, um sich und ihre
Geliebten gegen den unabwendbaren Angriff des Schicksals zu verteidigen.

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 William Kwok William Kwok

Biofilmographie

William Kwok (auch William Kwok Wai Lun) wurde 1969 in Hong Kong
geboren. Er studierte zunächst Bühnenbild an der Academy for Performing
Arts in Hong Kong und absolvierte anschließend ein Filmstudium
an der New Yorker School of Visual Art. 1997 entstand sein
erster Spielfilm In the Dumps. Im Jahr darauf war er Co-Regisseur des
Films Thousand Pieces of Gold (1998). Sein zweiter Spielfilm And So
and So (2000) war auf verschiedenen internationalen Festivals vertreten.
DARKNESS BRIDE ist sein dritter Spielfilm.

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Credits

You gou
Land: Hong Kong, Taiwan 2003. Produktion: Filmsars Production (Hong
Kong), Arc Light Films (Taiwan). Regie, Produzent: William Kwok. Buch:
William Kwok, Wing Wang. Kamera: Wong Ping Hung. Ausstattung:
Lam Ching. Musik: Roger Lin. Ton: Ren Jia Jia. Schnitt: Nose Chan.
Darsteller:

Fang Jing (Qing Hua), Tang Lu (Yan Yan), Wu Jian (Chun
Sheng), Gao Fei (Sissy), Li Kun Mian, Yang Ji Tang, Guo Hua.
Format:
35mm (gedreht auf Digi Beta), 1:1.75, Farbe.
Länge:
104 Minuten, 25 Bilder/Sekunde.
Sprache:
Chinesisch (Mandarin).
Uraufführung:
3. Oktober 2003, Internationales Filmfestival Pusan.
Verleih: Freunde der dt. Kinemathek.eV.

Anmerkung:
Die wörtliche Übersetzung des Originaltitels lautet ‘dunkler Graben’.


Pressematerial: www.kinopresseservice.de


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Der Regisseur über seinen Film
Vor einiger Zeit fuhr ich mit meiner Frau aufs Land. Ganz oben auf
einem Hügel entdeckten wir einen winzigen, stillen Tempel, der einer
Göttin geweiht ist und völlig verlassen wirkte. In Inschriften an den
Wänden im Innern des Tempels konnte man seine Geschichte nachlesen:
„An einem ganz gewöhnlichen Tag im letzten Jahrhundert wurde
ein junges Mädchen von einer Räuberbande verfolgt, die das Vermögen
ihrer Familie gestohlen hatte. Die Räuber waren im Begriff, das
Mädchen zu vergewaltigen, doch sie wehrte sich nach Kräften und
sprang am Ende vom Felsen hinab in den Tod.” Zur Erinnerung an ihre
Unschuld wurde später der Tempel erbaut, der den Namen ‘Jungfräulicher
Palast‘ erhielt. Ich fragte meine Frau: „Wie würdest du dich entscheiden:
für ein Leben in Erniedrigung oder für den Tod in Keuschheit?”
Sie antwortete, dass sie den Tod auf gar keinen Fall wählen würde.
Ihre Antwort machte mich sehr nachdenklich. Ich stellte die gleiche
Frage einigen Frauen, die ich kenne, und die meisten erklärten,
dass sie sich nicht für den Tod entscheiden würden. Ich habe noch
immer hartnäckige Zweifel an der Wahrheit dieser Aussagen, aber es
scheint doch so, als hätten sich die Werte der Menschen im Laufe der
Zeit verändert.
Die Jungfräulichkeit zu würdigen ist eine alte chinesische Tradition.
Heutzutage scheinen solche Werte veraltet – besonders, wenn moderne
Frauen ihre Brüste auf offener Straße entblößen, um für ihre Rechte
zu kämpfen! Es geht mir hier nicht um das Thema Menschenrechte,
sondern um eine ganz andere Frage: Was ist heutzutage wertvoll genug,
um sein Leben dafür zu opfern?
Einige Zeit nach dem Besuch des Tempels erregte ein absurder Zeitungsbericht
meine Aufmerksamkeit: Polizisten auf dem chinesischen
Festland trieben in einem Dorf in Nordchina eine Gruppe von Gangstern
zusammen, die Gräber aufgebrochen und die Leichen toter Frauen
daraus gestohlen hatten, um diese zu verkaufen. Der Hintergrund
dieser Taten bestand darin, dass die Dorfbewohner die Leichen als künftige
Ehefrauen für das Leben nach dem Tod ihrer unverheirateten männlichen
Verwandten erwarben. Bei diesem Brauch ist offensichtlich viel
Aberglaube mit im Spiel, der die Grenze zwischen Leben und Tod verschwimmen
lässt. Anstand und Moral werden hier durch die Kräfte von
Angebot und Nachfrage verdrängt, und es ist sicher schwierig herauszufinden,
wie es bei diesen Menschen dazu kommen konnte, dass sie
eine solche kriminelle Tat gutheißen; vielleicht gibt es wirklich keinen
Unterschied zwischen dem Stehlen eines Apfels und dem einer Leiche.
Die beiden Geschichten zeugen von sozialen Phänomenen, die jeweils
zu einer bestimmten Zeit und an einem bestimmten Ort auftraten. Man
könnte sie als Symbole unseres zwiespältigen Gefühls für Moral betrachten.
Ich habe versucht, die beiden Geschichten miteinander zu
verbinden, in der Hoffnung, dass sich auf diese Weise am Ende so
etwas wie die Essenz der menschlichen Natur vermitteln würde. So dachte
ich mir also eine Geschichte über drei naive junge Liebende aus, die
den Zwang der Ehe zu umgehen versuchen und ihr Schicksal selbst
verändern wollen – mit tragischen Folgen! Irgendwie entwickelte sich
das Ganze zu einer Geschichte über die gestohlene Leiche einer Jungfrau...
Der Film beschäftigt sich mit dem Thema der Unschuld im Zusammenhang
mit feudalen Traditionen ebenso wie mit dem Motiv der Freiheit
und dem grundsätzlichen Bedürfnis des Menschen nach Liebe.

Über den Film
(...) In diesem Film kann niemand den Menschen besitzen, den er liebt:
Alle Figuren scheitern bei dem Versuch, den Geliebten oder die Geliebte
zu halten. Der Film, der mit einer Digitalkamera gedreht und anschließend
auf 35mm-Format gebracht wurde, fasziniert mit seinem
ungewöhnlich dezenten Licht, das einen scharfen Kontrast von Rotund
Schwarztönen erzeugt. Auch die Musik des Films ist sehr gelungen.
Ein lange erwartetes Meisterwerk des Unabhängigen Hongkong-
Kinos.
Michelle Sohn, in: Katalog des Filmfestivals Pusan, 2003



 

 

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