Marieme lebt mit ihrer Familie in der Pariser Banlieue. Die Mutter sorgt
fürs Einkommen, der große Bruder kommandiert alle herum und sie versorgt
die jüngeren Schwestern. Außerfamiliär ist es nicht besser. In der
Nachbarschaft geben Jungs den Ton an und die Schule ist eine Sackgasse.
Doch dann gerät sie ins Blickfeld einer coolen dreiköpfigen Mädchengang,
die sich Freiheiten nimmt, von denen Marieme bislang nur träumte. Dort
wird sie aufgenommen und heißt fortan Vic (wie Victory). Von jetzt an
macht das Leben Spaß: Vic schwänzt den Unterricht, verändert ihr Äußeres
und liefert sich mit ihren neuen Freundinnen Scharmützel mit
rivalisierenden Banden. Das neue Leben soll ihr Weg in die Unabhängigkeit
sein.
Drehbuch & Regie -Céline
Sciamma Produktion - Bénédicte Couvreur Casting - Christel Baras Kamera - Crystel
Fournier Schnitt - Julien Lacheray Ton - Pierre André / Daniel Sobrino Musik - Para
One Regieassistenz - Delphine Daull
Eine Produktion von Hold up Films und Lilies Films
In Zusammenarbeit mit ARTE France Cinéma
Mit der Beteiligung von CNC und der Unterstützung von Fonds Images de la
diversité et de l’Acsé - Agence nationale pour la cohésion sociale et
l’égalité des chances
Mit der Unterstützung von Région Ile-de-France gemeinsam mit CNC
Mit der Beteiligung von Canal +, ARTE France und Ciné +
In Zusammenarbeit mit ARTE/Cofinova9
Intimität und Inszenierung
Bande de Filles ist ein intimes Porträt, eine klassische
Coming-of-Age-Geschichte. Es ist kein Film über von Minderheiten geprägte
Arbeiterviertel, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass im Laufe der letzten
20 Jahre in Frankreich zu diesem Thema ein eigenes Genre mit eigenen
Regeln und Codes entstanden ist. Schonungslose Filme wie La Haine (Hass)
mit seinem Fokus auf sozialem Realismus oder wie L’Esquive, der
sich auf Sprache konzentriert, geben dem Publikum einen Einblick in die
Rituale der armen Vorstädte. Mit seinen modernen Charakteren, neuen
Gesichtern und Einstellungen erfüllt Bande de Filles die
Kriterien eines fiktionalen Manifests, das einen neuen,
vielversprechenden narrativen Ansatz verfolgt.
Die Geschichte spielt in verschiedenen Vierteln am Rande von Paris: in den
Vorstädten Bagnolet und Bobigny. Sie zeigt die Bezirke, die öffentlichen
Räume und wie sich Menschen und Dinge in ihnen bewegen. Unser Szenenbild
versucht, diese Viertel neu zu interpretieren. Die gesamte
Innenausstattung wurde in einem Studio geschaffen, wo die Farben
ausgewählt und durchdacht wurden. Eine Sichtweise wurde vorgegeben: ein
Raum zur Schaffung von Setting und Inszenierung. Bande de Filles wurde in CinemaScope gedreht, dem idealen Format
für die filmische Darstellung einer Gang und der Solidarität, die diese
Figuren ausstrahlen. Wir nutzten statische Einstellungen mit einer sehr
bewusst gewählten Perspektive statt der vorhersehbaren Energie einer
Steadicam. Wir verwendeten Kamerafahrten und setzten oft Plansequenzen
ein. Die Erzählweise ist episodenhaft und von dramaturgischen Zeitsprüngen
geprägt.
Die Entstehungsgeschichte
Die Figuren selbst gaben den Anstoß für dieses Filmprojekt. Die
Teenagerinnen, die ich regelmäßig in der Nähe des Pariser Einkaufszentrums
Les Halles, in der Metro oder manchmal am Bahnhof Gare du Nord herumhängen
sah: immer waren sie in einer Gang, laut, lebhaft, tanzend. Da ich mehr
über sie erfahren wollte, suchte ich nach ihren Blogs und war von ihrer
Ästhetik, ihren Styles und Posen fasziniert.
Neben ihrer unglaublichen Energie spiegeln ihre Profile all die Themen
wider, die seit jeher den Kern meiner Arbeit als Filmemacherin ausmachen:
die Konstruktion weiblicher Identität innerhalb der sozialen Begrenzungen,
der Restriktionen und Tabus, bei der die spielerische Auseinandersetzung
mit Außenwahrnehmung und Identität von zentraler Bedeutung ist. Es war
mein Wunsch, mich weiter mit der Frage von Jugend und
Initiationserzählungen zu beschäftigen, aber in einem zeitgenössischen
Kontext, verankert in der politischen Wirklichkeit des heutigen
Frankreich.
Mit diesen besonderen jungen Frauen war es möglich, ein ein realistisches
Portrait mit einer dynamischen, spannungsreichen Fiktion
zusammenzubringen.
Obwohl es um eine bestimmte Generation geht und die Geschichte tief in
der französischen Gesellschaft verwurzelt ist, gehört sie gleichzeitig in
das Reich der filmischen Mythologie: Jugendliche, die gesellschaftlichen
Restriktionen und Tabus unterworfen sind. Es ist eine Geschichte, die
junge Frauen, die in den armen Minderheitenvierteln im Frankreich von
heute aufgewachsen sind, besser erzählen können.