Evas Leben ist ein Albtraum. Einst eroberte sie als erfolgreiche
Reiseautorin die ganze Welt, jetzt ist sie innerlich am Ende, aufgelöst
und einsam. Haus und Auto werden regelmäßig mit roter Farbe beschmiert,
Fremde beschimpfen oder ohrfeigen sie. Eva fühlt sich schuldig für die
schreckliche Tat, die ihr Sohn begangen hat. Wo lag der Fehler? War es
falsch, das Kind überhaupt zu bekommen, hat sie es zu wenig geliebt und
völlig falsch erzogen? Aber war Kevin nicht auch von Anfang an
besonders schwierig, schon als Baby, das unaufhörlich schrie? Tat er
nicht alles, um Eva zu ärgern? Schon schnell hatte sie den Eindruck,
nicht mehr an ihn heranzukommen. Als Halbwüchsiger verhielt er
sich intrigant, manipulativ und bösartig, wobei alle Aktionen nur
gegen Eva gerichtet zu sein schienen. Vater Franklin bemerkte nichts
Schlechtes an ihm, für ihn war Kevin ein ganz normaler Junge, und auch
die kleine Schwester liebte den großen Bruder innig. Es bestand also
wirklich Gesprächsbedarf.
„Eine symbolgeladene Exposition,
geprägt von der Signalfarbe Rot, die auch im weiteren Verlauf die
Farbpalette des Films bestimmen wird. Typisch für den expressiven
visuellen Stil von Lynne Ramsay, der schon ihre ersten Filme … prägte.
Auch „We Need To Talk About Kevin“ lebt von dieser Bildsprache, von
assoziativen Schnittfolgen, von Traumfetzen und Zeitsprüngen, die das
Narrativ an den Rand der Abstraktion treiben. Konsequent überführt
Ramsay ... die Briefstruktur der Romanvorlage in einen genuin
filmischen Erzählduktus, der stark mit Rhythmus und Assoziation
arbeitet. Dabei setzt sie auch auf eine effektive Parallelmontage, die
zwischen den Folgen der Bluttat und der Vorgeschichte springt und eine
Konzentration des Materials auf seinen Kern erreicht.“
Oliver
Kaever, programmkino.de
frühere Filme der Regisseurin:
Ratcatcher, Movern Caller