Seit kurzem wohnt Leonard wieder bei seinen Eltern. Mehrere
Suizidversuche und schwere Depressionen liegen hinter ihm. Um für seine
Zukunft zu sorgen, planen seine Eltern ihn mit der Tochter eines
Geschäftspartners zu verkuppeln. Doch obwohl er sich durchaus zu Sandra
hingezogen fühlt, beginnt er eine Affäre mit seiner Nachbarin Michelle,
eine psychisch labilen Frau, die wiederum eine Beziehung mit einem
verhairateten Mann führt.
"Lustvoll mit allerlei Hommagen an Kino-Klassiker wie Lubitsch und
Hitchcock ausgestattet, erzählt Gray die Geschichte des seelisch
gebeutelten Taugenichts Leonard (Phoenix), der nach Selbstmordversuch
und Therapie das Reinigungsgeschäft seines Vaters in einem New Yorker
Außenbezirk übernehmen soll. Die grundanständige, aber auch ein
bisschen langweilige Tochter des reichen Geschäftspartners seines
Daddys bekäme er gleich noch dazu. Aber wie es im Leben nun einmal so ist: Der Spatz in der Hand ist
meist nicht so attraktiv wie die Taube auf dem Dach. Denn dort, besser
gesagt: in der Wohnung darunter, wohnt Leonards Nachbarin Michelle
(Paltrow), ein sprunghaftes, desorientiertes, wunderschönes Wesen, das
mit einem verheirateten reichen Anwalt in Manhattan liiert ist - und
natürlich nur Ärger für den linkischen Leonard bedeutet, der sich Hals
über Kopf verliebt. Phoenix und Paltrow spielen so beherzt und verleihen den Schwächen
und Beschädigungen ihrer Charaktere so viel Glaubwürdigkeit, dass Grays
Film am Schicksal einer schnöden "romantic comedy" mit großen Stars
vorbeischrammt und bis zum optimistischen Ende sehenswert bleibt. Die
wahre Entdeckung aber ist Vinessa Shaw als zunächst verpönte
Heiratskandidatin Sandra: Die US-Newcomerin ("Badland") spielt ihren
Part als toughes Mauerblümchen, das genau weiß, was es will, mit so
viel Verve, dass man dem alles andere als hässlichen Entlein am Ende
des Films von ganzem Herzen Glück wünscht. " Andreas Borcholte im Spiegel
"Grays Kunst des einsichtsvollen Beobachtens wirkt in ihrer Stille umso
aufwühlender. Die ruhige Kamera von Joaquin Baca-Asay arbeitet dabei
mit wirkungsvollem, beredtem Lichtspiel. Leonard erscheint als Teil
einer Schattenwelt, und es gelingt ihm nicht, das strahlende Licht des
nächtlichen Manhattan zum aufhellenden Bestandteil seines Lebens zu
machen – es zieht an ihm vorbei, ohne ihn einzufangen. Das Innere eines
Restaurants, in dem ein fröhliches Fest stattfindet, leuchtet hell an
einer dunklen Strasse, die Leonard in trauriger Absicht entlanggeht.
Sparsam, aber sicher eingesetzte Musik unterstützt den Kontrasteffekt.
Es ist Grays Meisterschaft im Unaufgeregten, die ihm mit «Two Lovers»
2008 schon zum dritten Mal in Folge eine Einladung zum Wettbewerb von
Cannes einbrachte, und die Palme d'Or hätte er durchaus einmal
verdient, denn seine Milieu- und Charakterstudien sind trotz einer
gewissen erzählerischen Konventionalität präzise und bar aller
Klischees. Zwar hat sein Schaffen nicht Dostojewskisches Format, dessen
Erzählung «Weisse Nächte» als Inspiration für «Two Lovers» diente. Aber
ein Lichtschimmer am Horizont ist erkennbar. "
Susanne Ostwald in der NZZ