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Pas Douce
Pas Douce

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INHALTPas Douce

Eine kleine Stadt in einer abgelegenen Gebirgsregion. In dem ein-
zigen Krankenhaus arbeitet die vierundzwanzigjährige Krankenschwester Fred. Sie unternimmt einen Selbstmordversuch, der fehlschlägt, und verwundet mit ihrem Gewehr den vierzehnjährigen Marco, der auf ihre Station eingeliefert wird. Alle in der Stadt halten einen geistesgestörten Jäger für den Täter.
   Erst allmählich erkennt Marco, wer der wahre Täter ist. Für ihn und
Fred beginnt ein neues Leben.


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CreditsPas Douce

Land: Frankreich, Schweiz 2007. Produktion: Bloody Mary Produktions, Paris; Prince Film SA, Genf. Buch, Regie: Jeanne Waltz.
Kamera: Hélène Louvart. Ausstattung: Françoise Arnaud. Kostüme: Catherine Schneider, Isabelle Blanc. Maske: Heïdi Baumberger.
Musik: Cyril Ximenes. Ton: Henri Maïkoff. Tonschnitt: Lionel Montabord. Tonmischung: Laurent Chassaigne. Schnitt: Eric Renault. Regieassistenz: Marc Atgé. Beratung Drehbuch: Jacques Akchoti. Produzent: Didier Haudepin. Co-Produzent: Pierre-Alain Meier. Produktionsleitung: Richard Allieu, Jean-Christophe Cardineau.

Darsteller: Isild Le Besco (Fred), Steven Pinheiro de Almeida (Marco), Lio (Eugénia, Marcos Mutter), Yves Verhoeven (Miguel, Marcos Vater), Christophe Sermet (Freds Liebhaber André), Jocelyne Desverchère (Rita), Bernard Nissile (der Verletzte im Café), Michel Raskine (Kommissar), Maxime Kathari (Marcos Freund Jeremy), Serge Onteniente (der verliebte Arzt), Estelle Bealem (Renate), Jérôme Fonlupt (Senn), Bruno Dupuis (dessen Freund), Sylvie Huguel (Nicole), Catherine Epars (Oberschwester Martine), Philippe Rebbot (Monsieur
Berger), Christian Sinniger (Jean-Jacques), Philippe Vuillemier (Freds Vater), Rémy Roubakha (Monsieur Vaucher), Ghislaine Gil (Madame Lachat), Nicole Mouton (Madeleine).

Format: 35mm (gedreht auf Super16), 1:1.85, Farbe. Länge: 85 Minuten, 24 Bilder/Sekunde. 
Originalsprache:
Französisch. Uraufführung: 11. Februar 2007, Internationales Forum, Berlin. 
Verleih: Freunde der dt. Kinemathek


Pressematerial - www.kinopresseservice.de

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Biografie Jeanne Waltz

Biografie
Jeanne Waltz wurde am 12. August 1962 in Basel geboren. Von 1983
bis 1986 studierte sie an der Freien Universität Berlin Japanologie.
Zwischen 1982 und 1988 führte sie in Berlin eine kleine Galerie. Von
1989 bis 2003 lebte und arbeitete sie hauptsächlich in Portugal.

Filme
1994: La couveuse (Kurzfilm, 28 Min.). 1997: Morte macaca / Mort de
singe (Kurzfilm, 12 Min.). 1998: O que te quero / Ce que je te veux
(Kurzfilm, 12 Min.). 1999: La reine du coq-à-l’âne (Kurzfilm, 12 Min.).
2000: As terças da bailarina gorda / Les mardis de la grosse danseuse
(Kurzfilm, 21 Min.). 2003: Daqui p’ra alegria/D’ici à la joie (91 Min.).
2007: PAS DOUCE.




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Die Regisseurin über den FilmPas Douce

Geschichte einer Heilung

Der Film erzählt die Geschichte zweier Egozentriker: Frederique alias Fred und der vierzehnjährige Marco, die beide mit dem Leben hadern. Doch ein gemeinsamer Leidensweg bringt sie dazu, die Dinge in einem neuen Licht zu sehen. Wenn auch diese Erfahrung nicht all ihre Probleme löst, so hat doch das Geheimnis, das sie miteinander teilen,
die Kraft einer Offenbarung. Nach dieser Erfahrung werden beide sich
anderen Menschen und dem Leben überhaupt viel stärker öffnen, als
es ihnen vor ihrer Begegnung möglich gewesen wäre.
   Fred hat in den letzten zehn Jahren als Krankenschwester in einem
kleinen Gebirgsort gearbeitet. Hin- und hergerissen zwischen ihrem
Wunsch nach Unabhängigkeit und der ständigen Verfügbarkeit, zu der
ihr Beruf sie zwingt, glaubt sie, dass sie sich damit abfinden muss, es
nie geschafft zu haben, diese Situation mit ihrem Wunsch nach Liebe
in Einklang zu bringen. Diesen Wunsch unterdrückt sie derart, dass
sie sich selbst für liebesunfähig hält und deshalb glaubt, einen Platz
eingenommen zu haben, der ihr nicht zusteht. Sie ist der Meinung,
dass sie es nicht verdient zu leben. Wenn sie nicht so ängstlich wäre,
hätte sie längst Selbstmord begangen. Ihr ganzes Leben gründet sich
auf diese Geringschätzung, die sie sich selbst gegenüber hat.
   Obwohl sie weder reif noch unabhängig ist – auch wenn sie das
noch so gerne wäre –, sieht sie sich als einen Menschen, der hart
im Nehmen und eher reserviert ist. So rücksichtslos sie in ihrem Pri-
vat- und in ihrem Liebesleben agiert, so vorbildlich versieht sie ihre
Tätigkeit als Schwester im Krankenhaus. Wenn sie nicht im Dienst ist,
erniedrigt sie sich selbst mit One-Night-Stands oder sucht Zuflucht auf
dem städtischen Schießplatz. Der Gedanke an Selbsttötung verfolgt
sie und wird zum Dreh- und Angelpunkt ihrer Identität. Gerade aber
als Fred all ihren Mut zusammengenommen hat und ihren Entschluss
an einer abgelegenen Stelle in den Bergen in die Tat umsetzen will,
spielt ihr das Schicksal einen bösen Streich: Die schrillen Schreie eines
Jungen, der einen Klassenkameraden verfolgt, erinnern sie daran, dass
sie noch am Leben ist. Unwillkürlich schießt Fred auf den Jugendli-
chen: um seinem Schreien ein Ende zu machen, um alleine zu sein,
um dafür zu sorgen, dass alles aufhört. (…)
   Diese Geschichte erhebt keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit.
Aber ich glaube, dass unsere westlichen Gesellschaftsformen mit ihrer
Mischung aus herzlosem Wettbewerb und schnellen Glücksverspre-
chungen Individuen hervorbringen, die in die soziale Isolation ge-
drängt werden. Sie kultivieren einen extremen Individualismus, der sie
einerseits schützt, ihnen andererseits aber nicht erlaubt, das Leben
zu bewältigen, wie es ist.
   Trotz seines Themas soll dieser Film weder düster noch verzweifelt
oder melodramatisch – im negativen Sinne dieses Begriffs – sein. Er
will vor allem in die ungeheuer destruktive Energie eintauchen, die
Fred entfaltet – eine dunkle Energie durchaus, aber zugleich auch
eine motivierende. In dem Augenblick, in dem Freds sonderbares Wer-
tesystem zusammengebrochen ist, setzt der Film noch einmal neu
an, zögerlich zunächst, dann immer bestimmter: Fred erlebt einen
Reifungsprozess.
   Es geht hier im Wesentlichen um die Geschichte einer Heilung,
in der es ergreifende, aber auch absurd komische Momente und die
unvermeidlichen Rückschläge gibt.
   Ich möchte mit dieser Geschichte einer stolzen, übermäßig emp-
findsamen jungen Heldin, die glaubt, dass sie „vom Leben genug ge-
sehen“ hat, vor allem zeigen, wie sie es schafft, sich aus der selbst
gestellten Falle zu befreien. Darüber hinaus wollte ich erzählen, wie
es Fred gelingt, einem Trugbild zu entkommen: der Illusion nämlich,
die einige von uns glauben lässt, wir seien einzigartige und einsame
Wesen, und die Menschen wie zum Beispiel Fred dazu bringt, sich be-
wusst bindungslos außerhalb der eigenen Generation zu verorten und
sich im ewigen Alleinsein der natürlichen Abfolge der Generationen
zu entziehen.
   Um dieses Thema, das wahrscheinlich viele von uns betrifft, fil-
misch umzusetzen, bemühte ich mich um eine Haltung, die der wohl-
bekannten kinematografischen Tradition, nach der der Held soziale
Konventionen überwinden muss, um sich auszuzeichnen, entgegen-
gesetzt ist. Freds und Marcos Heldenhaftigkeit besteht im Gegenteil
darin, dass sie den Mut finden, sich anzupassen. Ich hatte eine Vor-
stellung davon, wie diese Krankenschwester, die ein bisschen wie ein
Cowboy ist, allmählich zu einer erwachsenen Frau wird, die fähig ist,
ihren Platz im Leben anzunehmen und auszufüllen – auch wenn das
zunächst bedeutet, eine Zeit im Gefängnis zu verbringen.
   Eine wichtige Bedeutung in dem Film hat auch die Stadt, in der
er spielt: La Chaux-de-Fonds, ein kleiner Uhrmacherort inmitten einer
schönen Landschaft im Schweizer Jura, mit unglaublich vielen Bars
und endlosen Straßen, die sich in den Bergen verlieren – ein Ort, der
nur aus rechten Winkeln besteht. Aus diesem Irrgarten der Kontraste
muss Fred ihren Weg hinaus ins Freie finden.
Jeanne Waltz






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