Anne Niemann und Johannes Ingrisch hatten gerade ihr Studium
abgeschlossen, als sie einen internationalen Architekturwettbewerb
gewinnen konnten. Ihre Idee ist so einfach wie gut: An der
strukturschwachen Ostküste Englands soll ein Wahrzeichen gebaut werden,
das die Küstenerosion und die dahinter wirkenden Naturgewalten
veranschaulicht und Touristenströme anlockt - Eine Skulptur aus
gigantischen Edelstahl-Stelen im Meer, deren Silhouette eine vor vielen
hundert Jahren versunkene Kirche nachbildet. Ein dramatisches Symbol
für versunkene Orte. Doch was nun? Wie realisiert man als
Berufsanfänger ein Kunstprojekt, das einige Millionen Euro kostet und
bei dem jeden Tag neue Probleme auftauchen? Und das alles in einem Land
mit ausgesprochen eigensinnigen Bewohnern? Denn auch wenn sich die
britische Küste in permanenter Veränderung befindet, wird Veränderung
hier nicht unbedingt willkommen geheißen. Ein Langzeit-Dokumentarfilm
über ein faszinierendes Architekturprojekt und die Zeit der ersten
Berufsträume. Ein Film über Küstenerosion und die unvermeidlichen
Erosionsprozesse im Leben.
Der Regisseur schreibt: "Engländer lassen sich gut filmen. Sie
ignorieren einfach die Kamera und sagen auf rhetorisch höchstem Niveau
die größten Gemeinheiten: „We don´t want that Jazz!“ Doch davon lassen
sich Anne und Johnny nicht abschrecken. Fünf Jahre sind sie immer
wieder nach East Anglia gereist, haben für ihre Idee, für ihre Kirche
im Meer gekämpft und sich an Einheimischen und Realitäten abgearbeitet.
Mich hat über die Jahre beeindruckt, wie geduldig und unbeirrbar Anne
und Johnny ihren Weg gemacht haben, wie sie – als die Erosion längst
auch an ihrem Projekt nagte – immer wieder neue Wege suchten und
fanden. Am Anfang und Ende von LOST TOWN blicken wir mit den
Architekten aufs Meer und vielleicht hören wir die Glocken der
untergegangenen Kirchen läuten." (Jörg Adolph)