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Barakat

Barakat! -  ein Film von Djamila Sahraoui                                                

[Inhalt] [Biographie] [Credits] [Über den Film[Pressematerial]












INHALTBarakat

Der Film spielt in einem algerischen Dorf am Meer in den neunziger
Jahren. Im Mittelpunkt stehen die lebenslustige Mittdreißigerin Amel,
die als Notärztin in einem Krankenhaus arbeitet, und die etwa
sechzigjährige Krankenschwester Khadidja, eine ebenso tatkräftige wie
humorvolle Person.
Eines Tages wartet Amel nach der Arbeit auf ihren Ehemann Mourad,
der als Journalist tätig ist. Doch dann muss sie den kleinen Sohn ihrer
Nachbarn, Bilal, ins Krankenhaus bringen.
Als Amel am nächsten Morgen nach Hause kommt, ist Mourad verschwunden.
Kurze Zeit später sitzt sie im Auto auf der Suche nacheiner islamistischen
Untergrundgruppierung. Bei ihr ist Khadidja, die darauf bestanden hat,
Amel zu begleiten. Als junge Frau hat sie gegen die französische Armee
gekämpft, und im Verlauf der Reise erinnert sie sich wieder an die
verschiedenen Tricks und an die Verkleidungen, die ihr während des
Bügerkriegs geholfen haben. Als die beiden Frauen von Angehörigen
einer Islamistengruppe gefangen genommen werden, rettet ihnen deren
Anführer, Hadj Slimane, das Leben; er steht seit dem Algerienkrieg in
Khadidjas Schuld und revanchiert sich auf diese Weise bei ihr.
Nach ihrer Freilassung machen sich Amel und Khadidja wieder auf
den Weg. In den Bergen finden sie Zuflucht in dem abgelegenen Haus
eines einsamen alten Mannes. Gemeinsam mit ihm setzen sie ihre
Reise auf einem Eselskarren fort ...

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CreditsBarákat

Regie: Djamila Sahraoui
Land:
Algerien, Frankreich 2006
Produktion:
Les Films d’Ici, Paris; Arte France Cinéma, Paris; ENTV Algérie, Algier; BL Prod, Algier, Nomadis Images, Tunis.
Buch:
Djamila Sahraoui, Cécile Vargaftig
Kamera:
Katell Dijan
Ton: Olivier Schwob
Musik:
Alla
Tonschnitt/Mischung:
Dominique Vieillard
Ausstattung:
Ramdane Kacer
Kostüme:
Fatiha Soufi 
Maske:
Rachida Messad
Casting:
Maya Serrulla, Nadjet Taïbouni
Licht:
Katell Djian
Schnitt:
Catherine Gouze
Produzent:
Richard Copans
Co-Produzenten:
Lotfi Bouchouchi, Dora Bouchoucha
Produktionsleitung:
Nelly Mabilat
Regieassistenz:
Marc Atgé.
Darsteller:
Rachida Brakni (Amel), Fettouma Bouamari (Khadidja), Zahir Bouzrar (alter Mann), Malika Belbey (Nadia), Amine Kedam (Bilal), Abdelbacet Benkhalifa (Mann an der Straßensperre), Abdelkrim Beriber (Polizist), Ahmed Benaissa (Hadj Slimane).
Format:
35mm (gedreht auf DVCpro), 1:1.85, Farbe. Länge: 95 Minuten, 24 Bilder/Sekunden. Originalsprachen: Arabisch, Französisch.
Uraufführung:
16. Februar 2006, Internationales Forum, Berlin

Verleih: Freunde der dt. Kinemathek e.V.

Pressematerial - www.kinopresseservice.de

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Biografie Djamila Sahraoui

Djamila Sahraoui wurde 1950 in Algerien geboren. Sie studierte Literaturwissenschaft
in Algier und Regie an der französischen Filmschule
IDHEC in Paris. BARAKAT! ist ihr erster abendfüllender Spielfilm.

Filme
1980: Houria. 1990: Avoir 2000 ans dans les Aurès. 1992: Prénom
Marianne. 1996: La moitié du ciel d’Allah. 1999: Algérie, la vie quand
même. 2000: Opération Télé-cités. 2001: Algérie, la vie toujours. 2003:
Et les arbres poussent en Kabylie. 2006: BARAKAT!


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über den FilmBatakat!

Die Regisseurin über den Film
Ich bin in Algerien während des Befreiungskrieges aufgewachsen.
Damals gab es zahlreiche beeindruckende Persönlichkeiten unter den
algerischen Frauen. Im Laufe meiner Kindheit hörte ich immer wieder
von den Heldentaten der Widerstandskämpferinnen, die ihr Studium
abbrachen, um als ungelernte Krankenschwestern ihre Kampfgefährten
zu pfl egen. Sie verkleideten sich als Schäferinnen, um Nachrichten
unbemerkt von einem Hof zum anderen zu schmuggeln, oder auch
als Europäerinnen, um in ihren Koffern Bomben transportieren und
ungehindert die französischen Militärgrenzposten passieren zu können.
Manchmal schlüpften sie sogar in die Rolle von verschleierten
Muslimas, um sich mit den unter ihren Gewändern versteckten Waffen
frei in den besetzten Gebieten zu bewegen. Kurz und gut, sie führten
ein ‘aufregendes’ Leben, das ich mir als Kind in den schillerndsten
Farben ausmalte.
Erst sehr viel später lernte ich im Zusammenhang mit meiner Arbeit
an dem Dokumentarfi lm La moitié du ciel d’Allah einige dieser Frauen
kennen. Ich merkte, dass sie weitaus vielschichtiger waren als die
Ikonen meiner Kindheitserinnerungen. Was ich als Heldentum interpretierte,
war für diese Frauen ganz normales Verhalten, das sie mit dem Satz
beschrieben: Man schwimmt, wenn man ins Wasser fällt.
Immer wieder betonten sie die ganz gewöhnlichen Dinge in ihrem
Leben, dem damaligen wie dem heutigen: ihre Ängste und Sorgen,
ihre Hoffnungen. Die Zerbrechlichkeit und die Menschlichkeit dieser
Frauen erschütterten mich tief.
Aber dann begann ein anderer Krieg: der Bürgerkrieg der neunziger
Jahre. Und als wäre es das Natürlichste der Welt, übernehmen junge,
aber auch weniger junge Frauen die Verhaltensmuster aus der Zeit des
Befreiungskriegs, der ja noch nicht lang zurückliegt.
Über diese Frauen wollte ich eine Geschichte erzählen – eine Frauengeschichte,
die in einem durch Gewalt zerstörten Land spielt. Der Ursprung dieser
dumpfen Gewalt liegt in uralten Zeiten. Von Anfang an hat die Gewalt
das Land geprägt. Sie wird von Generation zu Generation wie ein
Staffelstab weitergegeben. (In meinem Film ist es ein Revolver, der
von Hand zu Hand geht.)
Da man jedoch das Land, in dem man lebt, nicht einfach austauschen
kann, muss man sich mit der Situation arrangieren und die Wunden,
die dabei entstehen, so gut es geht behandeln. Vielleicht ist das
der Grund dafür, dass es in Algerien mehr Ärztinnen als Ärzte gibt
– übrigens die einzige Berufssparte, in der die Frauen in der Überzahl
sind.
Von Anfang an wollte ich in meinem Film weder eingesperrte, unterwürfige
Frauen zeigen, die man so oft in algerischen Filmen sieht, noch
wirklichkeitsfremde Heldinnen, die sich im Namen der Geschichte
selbst verleugnen. Stattdessen wollte ich Frauen porträtieren, die
in Bewegung sind – und natürlich hat diese Bewegung die Form des
Films beeinfl usst. Diese Frauen kommen voran in ihrem Leben, ohne
sich jemals selbst zu bemitleiden oder das Mitleid des Zuschauers zu
erregen (wobei ich Mitleid ohnehin für ein fragwürdiges Gefühl halte).
Sie kommen voran trotz aller Hindernisse. Sie kommen voran, egal
was geschieht. Und sie kehren nicht mehr dorthin zurück, von wo sie
aufgebrochen sind.

Über die Dialoge
Die Sprache bzw. die verschiedenen Sprachen, die im Film gesprochen
werden, geben dem Zuschauer einen Einblick in die Komplexität Algeriens.
Im Laufe der Geschichte haben die verschiedenen Besatzer der
algerischen Sprache ihre jeweiligen Muttersprachen aufgezwungen,
und die Algerier haben sich dieser Sprachen bemächtigt wie einer
Kriegsbeute.
Zum Teil folgt das Algerische der arabischen Syntax, es ist jedoch gespickt
mit französischen Wörtern und nimmt Anleihen beim Vokabular
der Berber. Je nach Region und Gesellschaftsschicht stellen sich die
Gesprächspartner in der Gesprächssituation spontan aufeinander ein.
Oder anders gesagt: Für die rationelle Kommunikation benutzt man
die Sprache, die man in der Schule gelernt hat, während die jeweilige
Muttersprache im Bereich der Gefühle zum Einsatz kommt. (...)
Mein Film enthält wenige Dialoge. Wenn gesprochen wird, wechseln
die Figuren bruchlos vom Arabischen ins Französische. (...)
Djamila Sahraoui



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