„Ich und du und alle die wir kennen“ war der erste Film von Miranda
July und handelte davon, ein Paar zu werden. In ihrem zweiten Film
stellt das Paar fest, daß es auch ein Ende haben wird. Nicht wegen
vorzeitigem Ableben oder Trennung, sondern weil die Träume verblassen,
der Alltag auf niedrigem Niveau auf der Stelle tritt und „in fünf
Jahren, da sind wir vierzig, das ist fast fünfzig. Was danach kommt,
ist nur noch das Kleingeld im Leben.“ Aber die Panik der subjektiven
Lebenssicht wird gemildert durch die eigenliche Erzählstimme des Films,
die von Sophie und Jason aus dem Tierheim adoptierte Katze Paw Paw,
durch die Realität und Alltagsflucht ins Lot kommen und die Spiele auf
dem Sofa („Kannst Du mit deinen Gedanken die Zeit anhalten? Oder
zumindest den Wasserhahn aufdrehen?“) gestoppt werden. Zeit,
Verantwortung zu übernehmen. Also folgt der Versuch, erwachsener zu
werden, etwas Sinnvolles zu bewirken, was nicht nur dem eigenen Ego gut
steht. Die Brotjobs werden gekündigt, womöglich sogar das Internet
verlassen. Das passiert so sanft wie alles, was Miranda July
inszeniert. Es ist ein Wattebausch drumrum, es sind
Porzellanfiguren, eingebettet in eine unwirkliche Welt, wahrscheinlich,
weil die Wirklichkeit in den Augen schmerzt und in der Seele brennt.
July verdichtet ihre Erzählung auf eine sehr verspielte Art und
verleiht ihren Charakteren eine traumwandlerische Sicherheit im Umgang
mit einem Leben in relativer Unabhängigkeit und Ungebundenheit von
Orten und sozialer Gemeinschaft und der Einsamkeit, die dabei
entsteht.
„Miranda July ist die Meisterin des Subtextes, der kleinen
Details, der Absurditäten des Alltags, der Gedanken, die nicht
ausgesprochen werden. All das, was nicht gesagt wird und doch so
entscheidend ist in Beziehungen zu anderen: das Ringen um Nähe, die
Sehnsucht danach, die Schwierigkeit, sie aufzubauen und dann auch
auszuhalten. ‚Das kann ich wirklich gut beschreiben. Darin fühle ich
mich als Superheldin,‘ sagt sie.“
(Jana Simon, Die Zeit)